Während vieler Orten pandemische Einflüsse die kulturelle Szene auszutrocknen drohen, setzt die Kulturinitiative Greven (KI) einen Kontrapunkt. Zum ohnehin üppigen Jahresprogramm will das Ems-Jazz-Festival Greven nach Zeiten ausgefallener Konzerte die Lust auf Konzerte im Allgemeinen und den Jazz im Besonderen neu anfachen.

„Warum noch ein Jazzfestival?“, mögen Szenenkenner fragen. Ganz einfach, weil der regionale Jazzkalender zwischen Münster (Jahreswechsel) und Gronau (Frühlingsanfang) noch einen Premiumplatz im Spätsommer bietet. Weil die KI zudem seit über 30 Jahren stets auch den Jazz im Programm hat. Und weil der Stadt Greven gemeinsam mit der KI mit den Gründerzeit-Räumlichkeiten der ehemaligen Grevener Baumwollspinnerei eine atmosphärische Spielstätte zur Verfügung steht, die wie geschaffen ist für ein Festival dieser Art.

„Fangt mal ganz vorsichtig an.“ Den wohlgemeinten Rat hat das Quintett des flugs gegründeten Arbeitskreises Jazz in der KI in den Wind geschlagen. Klotzen statt kleckern war die Devise, nach der das viertägige Programm ausgerichtet ist. Das gilt allemal für Headliner Jan Garbarek, der schon vor vielen Jahren auf der damals kaum zu erfüllenden Wunschliste stand. Dass sein unverwechselbares Saxofonspiel nun im Ballenlager erklingen wird, erfüllt uns „Jazzmacher“ mit Stolz. Wo sonst lässt sich ein Garbarek mit seinen fantastischen Mitspielern vor gerade einmal 400 Zuhörern erleben? Quasi ein Wohnzimmerkonzert

Doch die drei folgenden Tage bieten ein nicht minder abwechslungsreiches Programm. Formationen der regionalen Bandleader Jan Klare und Axel Zinowski wetteifern mit dem angesagten „Experimental Groove“ von Bobby Rausch aus Berlin. Kuba, Schweden und Hamburg sind personell vereint im Tingvall Trio. An einem Samstagabend eröffnet mit Johanna Summer ein neuer Stern am Klavierhimmel den Tag. Dazwischen liegt die vokale europäische Dimension des „Jazz4eu“ mit dem 80igstimmigen Sound des bretonischen Chores Couleur Jazz und seines ostwestfälischen Pendants Chit Chat Company.

In einen Himmel voller Geigen führt uns das wunderbare Fabiana Striffler Quintett während der Matinee am Sonntag. Ein Tag, der auch einembesonderen Duo aus Saxofon und Gitarre gehört. Vento e Corde, ein berührender Sound, der sich Wind und Saiten fügt. Weil wir die musikalischen Kontraste lieben, der ganzen Bandbreite des Jazz zudem den Raum geben möchten, haben wir Wanubale´ gebeten, den Kehraus zu spielen. Unverkopft, tanzbar, ekstatisch – das bietet das mit Doppel-Drums und Brass-Quartett ausgestattete Nonett.

Honorieren Sie unser jazziges Engagement. Wir wünschen viel Freude auf unserem Start-up-Festival.

Für die Kulturinitiative und den AK Jazz

Ihr und euer

Ulrich Reske